Caddie-Größen

Der Beste seines Fachs


18. Mai 2022 , Thomas Fischbacher


Steve Williams war während seiner Laufbahn bei 14 Major-Siegen dabei
Steve Williams war während seiner Laufbahn bei 14 Major-Siegen dabei | © golfsupport.nl

Steve Williams stand Tiger Woods bei 13 Major-Siegen zur Seite. Die Trennung des Erfolgsduos führte auch zum Ende der Freundschaft. Ein Blick auf die Laufbahn des wohl bekanntesten Caddies aller Zeiten.

Wohin die Reise hingehen solle, wusste Steve Williams erstaunlich früh. Bereits im Kindesalter trug der Neuseeländer am Wochenende die Taschen der Golfspieler. Nebenbei feilte er an seinem eigenen Spiel. Bereits mit 13 Jahren habe er aber festgestellt, dass er den Job als Caddie mehr genieße als die Arbeit am eigenen Spiel. 

Ungewöhnlich früh waren die Weichen gestellt für die Laufbahn des damals schon ambitionierten Mannes aus Wellington. Während Gleichaltrige von Jobs als Lokomotivführer, Seiltänzerin oder Löwendompteur träumten, hatte Williams nichts anderes im Sinn, als schwere Golftaschen zu tragen und den besten Spielern der Welt als Ratgeber zur Seite zu stehen. Er sollte diese Karriereplanung nicht bereuen. 

Im Teenager-Alter trug er erstmals die Tasche eines Golf-Profis. Williams’ Vater hatte ihn für ein Turnier in Neuseeland bei Australiens Golflegende Peter Thomson unterbringen können. Ende der 70er ließ der damals 17-Jährige die Schule dann Schule sein und flog nach Europa. Sein Ziel: ein fester Job auf der European Tour. Bereits Thomson fiel die unglaubliche Hingabe auf, mit der Williams seinen Job erledigte. So dauerte es auch nicht lange, bis er weitere Arbeitgeber fand. 

Baker-Finch, Norman, Floyd

Williams heuerte in den 80er und 80er Jahren bei Major-Gewinnern wie Ian Baker-Finch, Raymond Floyd und Greg Norman an. Letzterer trennte sich 1989 nach nur einem Jahr – eine Entscheidung, die Norman später bereute, wie er selbst bekräftigt. 

1999 bekam Williams dann einen Anruf, der seine Karriere in ungeahnte Höhen katapultieren sollte und ihn ganz nebenbei zum bestbezahlten Sportler seines Landes avancieren ließ. In einem Podcast erzählte er vor fast zwei Jahren, dass er bei den ersten beiden Anrufen eines gewissen Tiger Woods sofort wieder auflegte. Er dachte, ein Kumpel aus Neuseeland, der Tigers Stimme gut imitieren konnte, wolle ihm einen Streich spielen. Erst beim dritten Anruf begriff er, dass tatsächlich die Nummer eins der Golfwelt und einer der vielversprechendsten Sportstars überhaupt am anderen Ende der Leitung war, um ihn anzuwerben. 

Seinen bisherigen Caddie Mike Cowan, Begleiter beim ersten Masters-Sieg 1997, hatte Woods gerade vor die Türe gesetzt worden. Der begehrteste Arbeitsplatz der Golfwelt war frei – und ging an Williams. 

Es folgte ein wilder Ritt. Williams war als Beifahrer auf Woods’ unwirklicher Fahrt in die Geschichtsbücher der Golfwelt dabei. Das Duo stemmte 13 Major-Pokale gen Himmel, siegte 63 Mal auf der PGA Tour und fuhr zahlreiche weitere Siege weltweit ein. Dabei war Williams nicht nur Ratgeber, sondern auch Beschützer seines Auftraggebers. Als ein Golffan einmal während Tigers Rückschwung etwas zu früh knipste, riss ihm Williams die Kamera aus der Hand und warf diese in einen See. 

Auch verbal fiel er auf, als er beispielsweise Phil Mickelson, Woods’ härtesten Konkurrenten in dieser Zeit, beleidigte. Er war viel mehr als nur Woods’ Caddie, er lebte seinen Job mehr als die meisten anderen Caddies. Aus Partnern wurden Freunde. Bei Williams’ Hochzeit war Woods 2005 Trauzeuge.

Mit der Trennung endet auch die Freundschaft 

Heute ist von dieser Freundschaft allerdings nicht mehr viel übrig. 2011 trennte sich Woods nach 13 Jahren von Steve, wie er ihn nannte. Williams war schockiert, trat einige Male verbal nach und so kam nicht nur die geschäftliche Partnerschaft zum Erliegen, sondern auch das persönliche Verhältnis. 

Mittlerweile klingt vieles wieder versöhnlicher. "Meine Zeit mit Tiger war ein solcher Wirbelsturm, dass ich nie innegehalten habe, um an den Rosen zu riechen”, bilanzierte er vor einigen Jahren bei einem Podcast mit Golf Digest Neuseeland. 

"Tiger ist ein phänomenaler Champion, und ich glaube nicht, dass wir jemals wieder jemanden mit einem solchen Elan sehen werden, wie er ihn hatte und immer noch hat. Wir hatten alle so viel Glück, dass wir miterleben durften, was er erreicht hat. Ich war einfach glücklich, ein Teil davon zu sein."

Williams begleitete in der Folge Adam Scott und gewann bei dessen Masters-Triumph seinen 14. Major-Titel. Weitere kürzere Engagements folgten an der Seite von Jason Day und Danielle Kang. 

Mit mittlerweile 58 Jahren ist Williams zurück in seiner Heimat und genießt den Ruhestand. Er kümmert sich um seine Ranch, die Familie, seine Stiftung und widmet sich seinem großen Hobby Speedway Racing. 

Als Caddie hat er so viel mehr erreicht, als er sich als kleiner golfbegeisterter Junge hätte ausdenken können.

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