GBGO 2022

Wiedemeyer holt den Titel


4. Juni 2022 , Stefan Bluemer


Tim Wiedemeyer vom Münchener GC (© DGV/stebl)
Tim Wiedemeyer vom Münchener GC (© DGV/stebl)

Die 18. German Boys & Girls Open ist Geschichte. Den Titel bei den Jungen sichert sich Tim Wiedemeyer vom Münchener GC mit einem letztlich nie gefährdeten Start-Ziel-Sieg in beeindruckender Manier.

St. Leon-Rot – Es war wieder einmal ein ganz großes Turnier. Bei den Jungen war im Jubiläumsjahr von Gastgeber GC St. Leon-Rot noch einmal extra viel Spannung drin, weil auf dem Kurs St. Leon vom 5. bis 9. Juli die Team-EM der Jungen stattfinden wird.

Nachdem Tim Wiedemeyer am ersten Tag mit einer 67 (-5) auf St. Leon die Führung übernommen hatte, diese am zweiten Tag mit einem famosen Platzrekord bei nur 64 Schlägen auf Kurs Rot beträchtlich ausbauen konnte, startete der Münchener mit sechs Zählern Vorsprung auf die ersten Verfolger in die Finalrunde. Im Leaderflight versuchten Paul Ulmrich vom GC Mannheim-Viernheim und der Däne Malte Skaaning, den Führenden unter Druck zu setzen. Dies gelang aber nicht, denn der neue Champion spielte sehr cool und jederzeit sicher seinen Stiefel runter. Direkt auf den beiden ersten Bahnen setzte er mit Birdies selbst ein Zeichen. Der Bayer blieb am Finaltag sogar ganz ohne Bogey und schraubte seinen Score auf 65 (-7) für den Tag und den Siegerscore insgesamt auf 20 Schläge unter Par.

Platzrekord auf St. Leon steht

Im Vorjahr war der Kurs St. Leon erstmals von den neuen, schwarzen Tees gespielt worden. Der Italiener Pietro Fenoglio hatte am 3. Juni als erste Duftmarke einen Platzrekord mit 64 (-8) Schlägen gesetzt. In diesem Jahr war der Youngster aus Buttigliera Alta, einem Vorort Turins, auch wieder stark unterwegs und lag nach 69 und 71 Schlägen vor der Finalrunde schlaggleich mit Carl Siemens bei vier unter Par auf dem geteilten achten Platz.

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Auf dem 6.785 Meter langen Platz gelangen dem Italiener auf der Finalrunde ein Eagle und drei Birdies, allerdings wurde der Sturm nach vorne von zwei Bogeys gebremst, so dass der Piemontese im Endklassement nach seiner zweiten 69 bei sieben unter Par steht und den geteilten vierten Platz belegt.

Siegerehrung

Eicko Schulz-Hanßen, der Geschäftsführer des GC St. Leon-Rot führte gewohnt sportlich durch die Siegerehrung. Der Macher des sportlichen Großvereins war über die Leistungen der Talente regelrecht begeistert.
Entsprechend wurden die Meister mit einem kleinen Feuerwerk gefeiert und durften sich anschließend ins Goldene Buch des Clubs eintragen.

Sportliche Fairness

Paul Ulmrich zeigte am Finaltag bemerkenswerte Größe. Bei der Nutzung seines Entfernungsmessgeräts bemerkte er, dass er durch eine Fehlbedienung bei einem Schlag auch die Anzeige für den Slope aktiviert hatte. Der Spieler des GC Mannheim-Viernheim schilderte diesen Regelverstoß sofort seinen Mitspielern und dem Referee Karsten Schimmelpfennig. Dieser kam nicht umhin, den Athleten zu informieren, dass dies in dieser Form eine Strafe von zwei Schlägen nach sich zieht.
Obwohl dieser Fehler mutmaßlich niemandem aufgefallen wäre, hat Paul Ulmrich ganz selbstverständlich sich selbst angezeigt und die Strafe akzeptiert.  Fairness, Sportlichkeit und Respekt den anderen Athleten gegenüber – in welcher Sportart kann man dies im Leistungssport sonst noch in der Form erleben?

Kein Gewitter

Die Ausgabe 2022 konnte ohne Gewitterunterbrechung durchgeführt werden. In viele Jahren brauten sich sonst in der Kurpfalz teils heftige Gewitter zusammen, aber in diesem Jahr hatten die Athleten Glück und konnten bei fast durchweg perfekten Bedingungen die drei Turnierrunden gehen. Am Freitag hatte es am Nachmittag kurzzeitig etwas geregnet, aber der Ablauf war nie in Gefahr.
Am Finaltag ging es mit Nieselregen los. Später klarte es auf und es wurde noch ein hochsommerlicher Tag.

Stimmen zum Tag

Jungen-Bundestrainer Christoph Herrmann freute sich mit seinem Schützling über einen großen Sieg, der dem Kader des Junior Team Germany für die bald anstehende Heim-EM sicher einigen Rückenwind geben wird: „Es war fantastisch, was Tim Wiedemeyer hier an den drei Turniertagen gezeigt hat. Das waren drei absolute Top-Runden! Ich kann nur meinen Hut ziehen. Er hat alles andere in den Schatten gestellt. Ich freue mich wirklich sehr für Tim. Er hat genau zum richtigen Zeitpunkt seine Vorbereitungen im Griff. Mehrfach habe ich auf dem Platz gehört, wie sein Spiel von Zuschauern kommentiert wurde, er würde sein eigenes Turnier spielen. Das kann ich nur unterstreichen.
Auch die Leistung von Carl Siemens muss ich hervorheben. Er hat eine ganz hervorragende Schlussrunde abgeliefert und sich noch auf das Treppchen gespielt. Carl spielt seit Monaten auf einem extrem hohen Niveau.
Für uns stand das Turnier sehr unter der Prämisse, die Team-EM vorzubereiten und uns einzustimmen. Wir sind Titelverteidiger und Gastgeber. Daher würde ich nicht von Heimvorteil, sondern von Heimherausforderung sprechen, der wir uns zu stellen haben. Wir freuen uns alle riesig auf dieses Turnier, haben hier viel Selbstvertrauen getankt, ohne dass wir hochmütig werden würden. Jetzt beginnt die finale Vorbereitungsphase.“


Champion Tim Wiedemeyer hatte zwar praktisch den ganzen Tag über Zeit, sich schon mal mit dem Gedanken anzufreunden, den Titel zu gewinnen und damit seinen größten Triumph auf internationaler Ebene in einem Einzel-Wettspiel zu erreichen. Dennoch war der Dominator dieser Woche nach dem letzten Putt beinahe sprachlos und meinte selbst, noch etwas Zeit zu brauchen, um richtig zu verstehen, was da in dieser Woche passiert war: „Ich freue mich sehr, habe aber noch gar nicht richtig realisiert, dass ich gewonnen habe. Am Ende war es ganz entspannt, denn ich wusste ja, dass nichts mehr anbrennen kann, selbst wenn ich auf der 18 ein Bogey gespielt hätte. Ich habe solide gespielt und jedes Par als wertvoll angesehen.“

Carl Siemens, der schon das ganze Jahr über Top-Ergebnisse einspielt, war letztlich mit seinem Sprung aufs Podium auf T2, der im Kartenstechen mit Bronze geehrt wurde, zufrieden. „Ich habe in den beiden ersten Runden schon sehr gut gespielt und nur ein paar Putts vorbeigeschoben. Deshalb ist „nur“ zwei unter Par dabei herausgekommen. Heute habe ich mir vorgenommen, geduldig zu bleiben, auch beim Putten und mich auf meine Linie zu verlassen. Das hat echt gut funktioniert. Wenn man es so sieht, sind eigentlich nur drei Putts mehr gefallen und schon war ich bei fünf unter Par. Das war ein weiteres, solides Turnier, auch wenn der Rückstand auf Tim ziemlich groß ist. Trotzdem bin ich mit dem Verlauf der Saison bisher sehr zufrieden und ab jetzt ist der Fokus ganz auf die Team-EM gerichtet. Mit den schwarzen Teeboxen hat man sich hier etwas überlegt, denn der Platz spielt sich von hinten deutlich schwieriger, weil jetzt fast alle Bunker im Spiel sind - auch für die längeren Spieler. Man hat jetzt viele Eisen 6, 7 oder 8 ins Grün. Das ist man vor allem aus Deutschland, aber auch international nicht mehr gewohnt. Umso beeindruckender ist, wie Tim Wiedemeyer hier performt hat. Ich bin mit meinem Score heute zufrieden“, war der Youngster, der im Berliner GC Stolper Heide das golferische Grundrüstzeug bekommen hatte, ehe er zum Wolfpack nach SLR gewechselt ist und sich hier Schritt für Schritt weiter entwickelt, sehr zufrieden.

Marcus Neumann, Vorstand Sport im DGV, war vom Turnier sehr angetan: „Es ist Jahr für Jahr eine Freude, in St. Leon-Rot die Jugend Europas zu Gast zu haben. Unser Dank gilt dem GC St. Leon-Rot, der nun schon zum 18. Mal dieses Turnier ausgerichtet hat und den Jugendlichen einen Rahmen bietet, der von höchstem Respekt für die Nachwuchsathleten zeugt. Die Plätze sind stets in exzellenter Kondition und die Organisation mit sehr vielen Helfern aus dem Club ist einfach nur perfekt.“
Auch das sportliche Geschehen hatte den ehemalige Damen-Bundestrainer beeindruckt: „Es ist bemerkenswert, wie stark die Jugendlichen hier unterwegs waren. Tim Wiedemeyer löscht einen Platzrekord aus, der über 20 Jahre Bestand hatte. Alleine dies zeigt schon, auf welchem Niveau der neue Champion gespielt hat. Ich gratuliere Tim, aber insbesondere auch seinen Coaches sehr herzlich zu seinem bislang größten Einzeltitel und hoffe, dass er diese Form mit in die Team-EM nimmt. Man hat bei dem international sehr stark besetzten Feld aber auch gesehen, dass unsere Mannschaft dann auf ganz starke Konkurrenz treffen wird. Auch wenn das Team von Christoph Herrmann ein Heimspiel hat und als Titelverteidiger ohnehin auch immer ein bisschen in der Favoritenrolle ist, werden wir Anfang Juli hier an gleicher Stelle auf Kurs St. Leon ganz sicher großen Sport und hochklassige Duelle der großen Golfnationen erleben. Ich freue mich auf diesen Höhepunkt des Jahres ganz außerordentlich.“

Endstand
1. Tim Wiedemeyer (Münchener GC)    -20
2. Nils Svanberg (Schweden)                    -9
3. Carl Siemens (GC St. Leon-Rot)            -9
4. Paul Ulmrich (GC Mannheim-Viernheim) -7
5. Pietro Fenoglio (Italien)                          -7
6. Louis Klein (CZ, GC München Valley)    -7
7. Malte Skaaning (Dänemark)         -7


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